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Betreff:

Die New York Times, Prof. Robert Goddard und der Rückstoß

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Geben Sie an, ob die Argumentation des Kommentars in der New York Times Goddards Absichten unterstützt oder diese in Zweifel zieht. Stützen Sie Ihre Einschätzung durch Angabe entsprechender Textstellen.

Formulieren Sie in eigenen Worten die zentrale These bzw. Behauptung, die im Kommentar vertreten wird.
 

Geben Sie in eigenen Worten die Argumente an, mit der der Autor seine Behauptung unterstützt.

Prüfen Sie, ob der Autor mögliche Einwände gegen seine Argumentation erkennt, und, gegebenenfalls, wie er diesen begegnet.

Stellen Sie dar, auf welchen physikalischen Vorstellungen die Argumente des Autors wahrscheinlich basieren. Beurteilen Sie die fachliche Richtigkeit dieser Prämissen.

Beschreiben Sie in eigenen Worten, worin die Gemeinsamkeiten von Goddards und Jules Vernes Problemlösungen bestehen, die der Kommentar als Fehler bezeichnet.

Anmerkung: Der französische Autor Jules Verne gilt als einer der Begründer der Science-Fiction-Literatur. Er veröffentlichte im Jahre 1865 den Roman >De La Terre À La Lune< und im Jahre 1870 den Roman >Autour de la Lune<. Beide Romane sind in den Folgejahren in viele Sprachen der Welt übersetzt worden und geben Zeugnis der außerordentlichen visionären Ideen ihres Autors.

Robert Hutchings Goddard war ein amerikanischer Wissenschaftler und Raketenpionier, dessen volle Bedeutung für die Technik und Raumfahrt aber erst posthum anerkannt wurde (Wikipedia)

A Severe Strain on Credulity
As a method of sending a missile to the higher, and even highest, part of the earth's atmospheric envelope, Professor Goddard's multiple-charge rocket is a practicable, and therefore promising device. Such a rocket, too, might carry self-recording instruments, to be released at the limit of its flight, and conceivable parachutes would bring them safely to the ground. It is not obvious, however, that the instruments would return to the point of departure; indeed, it is obvious that they would not, for parachutes drift exactly as balloons do. And the rocket, or what was left of it after the last explosion, would have to be aimed with amazing skill, and in dead calm, to fall on the spot where it started.

But that is a slight inconvenience, at least from the scientific standpoint, though it might be serious enough from that of the always innocent bystander a few hundred or thousand yards away from the firing line. It is when one considers the multiple- charge rocket as a traveler to the moon that one begins to doubt and looks again, to see if the dispatch announcing the professor's purposes and hopes says that he is working under the auspices of the Smithsonian Institution. It does say so, and therefore the impulse to do more than doubt the practicability of such a device for such a purpose must be well controlled. Still, to be filled with uneasy wonder and express it will be safe enough, for after the rocket quits our air and and really starts on its longer journey, its flight would be neither accelerated nor maintained by the explosion of the charges it then might have left. To claim that it would be is to deny a fundamental law of dynamics, and only Dr. Einstein and his chosen dozen, so few and fit, are licensed to do that.


His Plan Is Not Original
That Professor Goddard, with his "chair" in Clark College and the countenancing of the Smithsonian Institution, does not know the relation of action to reaction, and of the need to have something better than a vacuum against which to react - to say that would be absurd. Of course he only seems to lack the knowledge ladled out daily in high schools.

But there are such things as intentional mistakes or oversights, and, as it happens, Jules Verne, who also knew a thing or two in assorted sciences - and had, besides, a surprising amount of prophetic power - deliberately seems to make the same mistake that Professor Goddard seems to make. For the Frenchman, having got his travelers to or toward the moon into the desperate fix riding a tiny satellite of the satellite, saved them from circling it forever by means of an explosion, rocket fashion, where an explosion would not have had in the slightest degree the effect of releasing them from their dreadful slavery. That was one of Verne's few scientific slips, or else it was a deliberate step aside from scientific accuracy, pardonable enough of him in a romancer, but its like is not so easily explained when made by a savant who isn't writing a novel of adventure.

All the same, if Professor Goddard's rocket attains a sufficient speed before it passes out of our atmosphere - which is a thinkable possibility - and if its aiming takes into account all of the many deflective forces that will affect its flight, it may reach the moon. That the rocket could carry enough explosive to make on impact a flash large and bright enough to be seen from earth by the biggest of our telescope - that will be believed when it is done.

Anfang 1920 gab die Smithsonian Institution in den USA die Veröffentlichung des Raketenpioniers Robert Goddards "On a Method of Reaching Extreme Altitudes" heraus. Zu diesem Zeitpunkt gab es noch keine Raketen mit Flüssigkeitsantrieb. Eine der Raketen, die Goddard erfunden hatte, war eine "Mehrfachladungsrakete", bei der während des Fluges laufend Treibstoffklümpchen in die Brennkammer geschossen wurden. Die Idee war, dass die schwere Brennkammer nicht so groß sein musste, um das gesamte Treibmittel auf einmal aufzunehmen. 
Zu dieser Veröffentlichung erschien in der New York Times (13 January, 1920, p. 12, col. 5) der folgende Kommentar: 

Eine ernste Beanspruchung von Leichtgäubigkeit
Um ein Geschoss in den höheren und sogar höchsten Teil der Erdatmosphäre zu schicken, ist die Mehrfachladungsrakete von Professor Goddard eine praktikable und daher vielversprechende Gerätschaft. Solch eine Rakete könnte auch selbstaufzeichnende Instrumente tragen, die an der Grenze ihres Fluges freigesetzt werden, und denkbare Fallschirme würden sie sicher auf den Boden bringen. Es ist jedoch nicht offensichtlich, dass die Instrumente zum Ausgangspunkt zurückkehren würden; es ist sogar offensichtlich, dass sie es nicht tun würden, denn Fallschirme driften genau wie Ballons. Und die Rakete, oder das, was von ihr nach der letzten Explosion übriggeblieben ist, müsste mit erstaunlicher Geschicklichkeit und bei absoluter Windstille ausgerichtet werden, damit sie auf die Stelle fällt, wo sie gestartet ist.

Aber das ist nur eine kleine Unannehmlichkeit, zumindest aus wissenschaftlicher Sicht, auch wenn er aus der Sicht des unbeteiligten Zuschauers, der sich einige hundert oder tausend Yards von der Abschusslinie entfernt befindet, schwerwiegend genug sein könnte. Wenn man jedoch die Mehrfachladungsrakete als ein Reisemittel zum Mond betrachtet, fängt man an zu zweifeln und schaut noch einmal nach, ob in der Mitteilung, in der die Ziele und Hoffnungen des Professors angekündigt werden, steht, dass er unter der Schirmherrschaft der Smithsonian Institution arbeitet. Das steht dort, und deshalb muss der Impuls, die Praktikabilität eines solchen Geräts für einen solchen Zweck mehr als anzuzweifeln, - nun ja, kontrolliert sein. Dennoch ist es hinreichend sicher, sich zu wundern und ausdrücklich darauf hinzuweisen, dass, wenn die Rakete unsere Luft verlässt und sich wirklich auf ihre längere Reise begibt, ihr Flug durch die Explosion der Ladungen, die sie dann vielleicht noch hat, weder beschleunigt noch aufrechterhalten wird. Zu behaupten, dass dies der Fall wäre, hieße, ein grundlegendes Gesetz der Dynamik zu leugnen, und nur Dr. Einstein und sein auserwähltes Dutzend, so wenige und befähigte, dürften so etwas tun. 

Sein Plan ist nicht originär
Dass Professor Goddard mit seinem "Lehrstuhl" am Clark College und der Unterstützung der Smithsonian Institution die Beziehung von Actio und Reactio und die Notwendigkeit, etwas Besseres als ein Vakuum zu haben, gegen das man reagieren kann, nicht kennt - das zu behaupten, wäre absurd. Sicherlich scheint es ihm nur an dem Wissen zu mangeln, das täglich in den High Schools vermittelt wird.

Aber es gibt so etwas wie absichtliche Fehler oder Versehen, und zufällig scheint Jules Verne, der auch ein oder zwei Dinge in verschiedenen Wissenschaften wusste - und außerdem ein erstaunliches Maß an prophetischer Kraft besaß - absichtlich denselben Fehler zu machen, den Professor Goddard zu machen scheint. Denn der Franzose, der seine Reisenden zum oder auf den Mond in die verzweifelte Lage brachte, auf einem winzigen Satelliten des Trabanten zu reiten, bewahrte sie davor, ihn für immer zu umkreisen, indem er ihn nach Art einer Rakete explodieren ließ, wo jedoch eine Explosion nicht im Geringsten dazu geführt hätte, sie aus ihrer furchtbaren Sklaverei zu befreien. Das war einer der wenigen wissenschaftlichen Ausrutscher Vernes, oder aber es war ein bewusster Schritt weg von der wissenschaftlichen Genauigkeit, was bei einem Romancier verzeihlich ist, aber bei einem Gelehrten, der keinen Abenteuerroman schreibt, ist so etwas nicht so leicht zu erklären.


Wie dem auch sei, wenn die Rakete von Professor Goddard eine ausreichende Geschwindigkeit erreicht, bevor sie unsere Atmosphäre verlässt - was eine denkbare Möglichkeit ist - und wenn ihre Ausrichtung alle der vielen Ablenkungskräfte berücksichtigt, die ihren Flug beeinflussen werden, könnte sie den Mond erreichen. Dass die Rakete genug Sprengstoff an Bord haben könnte, um beim Aufprall einen Blitz zu erzeugen, der groß und hell genug ist, um von der Erde aus mit dem größten unserer Teleskope gesehen zu werden - das wird man glauben, wenn es soweit ist.


(Sie können den Originaltext auch in englischer Sprache hier lesen.)

 

Auf den vorherigen Seiten haben Sie Erfahrungen zum Impulserhaltungssatz gewonnen und sich mit Folgerungen zum Rückstoßprinzip auseinandergesetzt. Auf dieser Seite können Sie auf der Grundlage der erworbenen Kenntnisse zu Aussagen eines Redakteurs der renommierten Zeitung New York Times Stellung nehmen. In seinem Artikel kommentierte er die Ideen von Robert Goddard zum Raketenflug. Goddard war in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts einer der ersten und bedeutendsten Entwickler der Raketentechnik.
Die weiter unten stehenden Fragestellungen sind durchaus nicht immer ganz einfach zu beantworten, es werden gut begründete Argumente gefordert, die sich mit den Aussagen des Redakteurs auf der Basis gesicherten physikalischen Wissens auseinandersetzen.
 

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